Großglockner

Fronleichnam 2002

Die erste mehrtägige Tour gemeinsam mit Andrea auf ihrem eigenen Kraftrad. Vorweg: Es war tadellos, aber schön der Reihe nach:

Donnerstag, 30.5.2002

Laut meiner Planung sollten wir um 0900 ablegen, mit Drücken des Startknopfes (der ist sogar bei der BMW - im Gegensatz zu den völlig vertrottelten Blinkerschaltern - an vermuteter Stelle) um 0850 haben wir den Plan gleich mal übererfüllt. Die schon beim Hals (ja, auch den sind wir gefahren) raushängende Strecke über Mayerling, Hals (da ist er schon), Klostertal, Höllental haben wir diesmal zur Abwechslung in der eben beschriebenen Reihenfolge befahren und mussten am Hals (da ist er schon wieder) feststellen, dass die Straßenbauer eine der schönsten Kurvenkombinationen auf Pottensteiner Seite begradigt haben. Scheinen dort keine Mopedfahrer bei den Planern zu haben, vermuten wir mal. Aber Kurven sollen wir ja noch genug unter die Räder nehmen, da werden wir das schon verschmerzen.
In Gloggnitz treffen wir Thomas, einen meiner Exkollegen: "Na, macht's auch eine kleine Ausfahrt?". "Ja, a bissl zum Glockner und so halt..."
Rauf auf den Feistritzsattel (wie immer bussifein) und hinunter nach Rettenegg, wo wir im bekannt freundlichen Gasthof ein Mittagessen einnehmen und den - wie immer angebotenen Schnaps - verweigern.
Umblättern im Plan auf sonst nicht so häufig benötigte Seiten ist angesagt und bei Ratten zweigen wir gleich mal links weg, um über Wenigzell (sehr schöne Strecke!) nach Pöllau zu fahren. Ein kurzer Abstecher auf den Pöllauerberg und dann runter nach Kainbach. Von der B54 gleich wieder links ab ins Gemüse über Hartl und diverse asphaltierte Feldwege nach Ilz.
Kurs Riegersburg, derer wir auch in Kürze ansichtig werden und in einem Lokal, aus dessen schattiertem Garten man einen tadellosen Blick auf eben selbige hat, eine kurze Kaffeepause abgehalten. Historische Puch fotografiert.


Riegersburg


Puch 150TL

Über Hatzendorf nach Fehring wieder über im Plan gelb gefärbte Straßen. Von Fehring nach Kapfenstein, wo wir uns in kurzer Zeit auf der Klöcher-Weinstraße befinden. Runter auf die Route-69 die bis Gamlitz in diesem Abschnitt mit nicht wirklich großen Sensationen aufwarten kann.
Weiteres Umblättern in der Straßenkarte auf noch nahezu ungebrauchte Seiten.
 

Weil wir in Ehrenhausen die Abzweigung zur Südsteirischen Weinstraße verpassen, lenken wir unsere Räder erst in Gamlitz auf ebendiese ein.
Ab diesem Manöver befinden wir uns in der steirischen Toskana, welche diesen Namen zu Recht trägt! Von Ratsch an der Weinstraße bis Leutschach geht es gemütlich mit vielen vielen Fotopausen dahin. Fantastische Ausblicke über die sanften Hügel bieten sich nach jeder zweiten Kurve und wir beschließen, hier im Herbst einen Kurzurlaub zu verbringen.
In Leutschach fragen wir uns noch mal kurz nach dem Weg nach Großwalz durch, wo wir im Moserhof ein Zimmer vorbestellt haben.
Ankunft um 1730.

Der Gasthof liegt auf einem Hügel direkt an der alten Weinstraße und beim bodenständigen Abendessen, welches wir mit einer Flasche Chardonnay, der ja hier Morillon genannt wird, runterspülen, haben wir einen wunderbaren Ausblick über die nahegelegenen Hügel bis hin zur fern gelegenen Koralpe.

Der erste Tag mit bestem Bike-Wetter geht nach 369 km zu Ende.
 

Freitag, 31.5.2002

Tagwache um 0730, Frühstück um 0800, Abfahrt um 0900. Den am Abend gekauften Sprit (Maschanzkerbrand) und das schwarze Öl (Kernöl, was sonst), stauen wir zu den Reserven und fahren entlang der alten Weinstraße nochmal zurück bis zum Gasthof Mahorko, wo wir uns wieder auf die neue Südsteirische Weinstraße verfügen. An uns vorbei ziehen im Sonnenschein klingende Namen wie Sabbathi, Tschermonegg, Brolli, usw.
Wir kommen sicher im Herbst wieder. Mit leerem Kofferraum, versteht sich.

Wieder auf der Route-69 bis Eibiswald, wo die Straße schon netter als auf der Vortagesetappe ist, noch schnell im Supermarkt ein Wurschtsemmerl gekauft und dann hinauf auf die Kehren der Soboth. Genial!
Lavamünd, Bleiburg, Eisenkappel, viele den Rhythmus störenden Ortschaften dazwischen, aber die Richtung passt: Seebergsattel.
Rechts ist Gas und das bekannte Axiom, wonach Hubraum bestenfalls durch noch mehr Hubraum ersetzt werden kann, bewahrheitet sich wieder einmal. Angesichts dieser Bergwertung verzwicken wir vor dem Grenzübertritt nach Slowenien erstmal die Semmerln damit es beim Zoll keine Beanstandungen gibt. Der slowenische Beamte fragt mich, während er auf meine Alukoffer klopft: "Verzollen". "Na, nix". "Wohin?". "Blablabla". "Gute Fahrt". Grüßsie".
Schöne Straße runter nach Kranj, dann über ©kofja Loka, Gorjenja Vas, durch's Gemüse nach Cerkno nach Volèe, wo die Soèa in einen Stausee mündet. Die Hauptstraße hinauf nach Bovec, wo wir, gemäß der Planung eigentlich übernachten wollten, angesichts der Uhrzeit aber entscheiden, das Soèatal und den Vr¹iè-Pass (1611m) doch noch heute zu befahren. 50 Kehren. Wiedereinmal. Mit dem Campingbus und auch mit dem Krad habe ich das schon mal befahren. Am meisten sieht man naturgemäß mit dem Campingbus, weil der Aufstieg nicht ganz so flott geht. Passt aber. Vom Vr¹iè fahren wir die Kopfsteinpflasterkehren (das muss im Regen geil sein) runter und finden in Kranjska Gora nach kurzer Suche um 1730 ein Hotel. In einem nahegelegenen Restaurant speisen wir zu Abend und sind kurz nach 2000 so streichfähig, dass wir noch vor 2100 wegpfeifen.


Am Vr¹iè


Kranjska Gora

394km

Samstag, 1.6.2002

TeutonenstammTeutonisches Gemurmel vor unserem Fenster, vor dem auch die Kräder geparkt sind, weckt mich um 0700 und ich werde einiger meiner Lieblingsnachbarn ansichtig, die sich um mein Moped (zugegeben in ihrem Lande gebaut) scharren und wichtige Kommentare abgehen. Ich musste das einfach fotografieren.
Andrea hat mich gestern schon angejammert, dass sich bei ihrem Moped die Gänge so schwer einlegen lassen. Völliger Blödsinn, sie ist einfach zu schwach, aber vor der Abfahrt um 0900 schaue ich mir gnadenhalber mal das Kupplungsspiel an. Urks, kuppelt die schnell ein. Na des hauma glei. Japanisches Bordwerkzeug gezückt und das Spiel nachgestellt. Passt.
Aber Sakkra, warum wird das Spiel eigentlich von selbst größer? Wenn sich die Beläge abnützen, müsste es doch kleiner werden???
Do hot's wos. Und zwar am Kupplungsseil, gleich beim Nippel am Hebel. Da schauen nämlich schon ein paar Litzen recht marod aus. Scheißdreck elender, wenn das reißt, können wir uns den Glockner aufzeichnen. Nach kurzer Konsultation von Andy auf 900 MHz: "Hast Du das Nippel-Pannen-Set mit?" "Sicher" "Passt, wohin seid ihr heute unterwegs?" "..." "Aha, das liegt am Weg, können wir uns treffen?".
Und so treffen wir uns im Val di Raccolana, kurz vor dem Kanaltal, um mit dem Leatherman zuerst das alte Seil abzuschneiden und dann ein neues zu montieren. Nippel verschraubt. Passt. Erster Test: Ich ziehe am Kupplungshebel - "Sproing", der Nippel verabschiedet sich ins Gras. Hat nicht wirklich gut gehalten. Immer schön locker bleiben, ein Seil haben wir ja noch ...
Wir finden einen anderen Nippel, der das Seil an zwei Stellen mittels einer Hülse festklemmt und lassen zusätzlich ca. einen Zentimeter vom Seilende überstehen, um das Ganze mehr oder weniger in den Hebel einzupressen. Vorsichtiges Ziehen am Hebel - Hält!

Wir verabschieden uns nach ca. eineinhalb Stunden Schrauberei und biegen ins Kanaltal ein (die Bundesstraße ist ja fast so breit wie die Autobahn, nur ist wesentlich weniger Verkehr und Maut muss auch keine entrichtet werden). Bei Pontebba biegen wir links ab Richtung Passo di Pramolo, auch bekannt als Nassfeld (1530m). Eine äußerst schöne Strecke, die wir mit Genuss fahren.


Passo di Pramolo / Nassfeld


Bodensee ...

Natürlich gibt es keine Grenzkontrolle und hurtig geht's runter nach Tröpolach und von dort links nach Kötschach-Mauthen. Dieser Abschnitt ist zu vergessen, aber der Gailbergsattel ist schon geil ;-) Von Oberdrauburg über den Iselsberg geht's durch Heiligenblut zur Großglockner-Hochalpenstraße. Gaaaaaaaaaaas bis zur Franz-Josefs-Höhe (2362m).


Heiligenblut


Gaaaaaas


Gipfelstürmer


Gipfelstürmerin

Gipfelfoto, Telefonat mit dem Junior den gleich der Neid frisst, SMS in alle Richtungen. Schönstes Wetter und mit Gaaaaaaaaaaas zum Hochtor, Fuschertörl und ein kleiner Abstecher zur Edelweiß-Spitze.


Franz-Josefs-Höhe


Hochtor


Nach dem Fuschertörl


Blick von der Edelweißspitze

Nach ca. einer Stunde geht's den Glockner auf der nördlichen Seite bergab, noch nie habe ich so viele stinkende Bremsen gerochen. Unpackbar.
Von Zell am See bis Saalfelden ist nur der permanente Ausblick auf das vor einem liegende Steinerne Meer ein Genuss, die Strecke selbst ist zu vergessen. In Saalfelden angekommen geht's rechts weg auf die Hochkönig Straße (seeeehr nett) wo wir kurz nach Dienten im Gasthof Übergossene Alm einen Boxenstopp bis zum nächsten Morgen einlegen. Ein gepflegter Sauna- und Dampfbadbesuch entspannt die müden Knochen der Reiter und nach einem köstlichen Abendessen mit ebenso gutem Wein sinken wir gegen 2200 in die Federn.

326 km, eh ganz gut.

Sonntag, 2.6.2002

Bei strahlendem Sonneschein lassen wir die Eurocard noch kurz aufglühen und begeben uns dann über den Dientener Sattel (1357m) hinunter nach Bischofshofen. Nachdem die B99 Richtung Eben schon in Pöham wegen eines Umzuges (wer sich da umgezogen hat ist nicht überliefert) für die nächsten zwei Stunden gesperrt ist, ändern wir die Route nach Filzmoos leicht ab: Über St. Johann und Wagrain fahren wir über einen kleinen aber feinen Umweg nach Eben und biegen dort in die kleine Straße nach Filzmoos ein. Viele bussifeine Kurven führen uns am Dachsteinmassiv vorbei und nach einem kurzen Stück Bundesstraße lenken wir bei Gröbming schon wieder auf eine gelbe Straße Richtung Sölkpass ein. Der ist auf nördlicher Seite extrem gut zu befahren und wir erreichen den Scheitelpunkt auf 1790m bei blauem Himmel.


Sölkpass


Blick vom Nagelschmiedsattel nach Norden

Ein SMS Gruß erreicht mich von der Rax und ich entgegne das Berg Heil vom Sölkpass. Über Oberwölzstadt stoßen wir bei Oberzeiring auf die Triebener Tauernbundesstraße, bringen dem Laserorgan in Hohentauern exakte 50.000000 km/h in die LED-Anzeige und setzen über den Nagelschmiedsattel (1086) gleich über nach Admont. Auf der B117 fahren wir nach St. Gallen und nehmen die kleine gelbe nach Großreifling. Über die nächste gelbe (beide seeeeehr nett) nach Palfau und von dort die bereits eingeprägte Hausstrecke durch die Wildalpen, Mariazell usw.
 


Gesäuse


Salza, kurz vor Palfau

Um 1830 zischt der Kronenkorken vom Zipfer und nach einer Tagesetappe von 495km haben wir

insgesamt 1584 km abgespult.

Gesegneten Hubraum

Andy und Andrea


This page was last updated on: 15.11.2011