Motorrad

Servicearbeiten an einer BMW R1100GS selbst gemacht


Kupplungs- und Kurbelwellensimmerringtausch

Nachdem ich bei meinem kürzlich gebraucht erstandenem Motorrad ein Service mit Ölwechsel durchgeführt hatte bemerkte ich, dass die Kupplung zu rutschen begann. Auch ein Nachstellen des Kupplungsspieles, wie ich es schon einmal tun musste, half nichts mehr, am Schluss war es so schlimm, dass die Kupplung in jedem Gang durchrutschte. Als Auslöser vermuteten wir einen undichten Kurbelwellensimmerring, was sich nach einigen Recherchen, z.B. in www.boxer-forum.de als bekanntes Problem bei dieser Motorradtype herauskristallisierte. Auf Grund des nun verwendeten etwas dünneren Motoröles machte sich diese Undichtigkeit wesentlich stärker bemerkbar.
Als einzige Lösung blieb eine (Beinahe-)Komplettzerlegung und Tausch der verölten Kupplungsbeläge sowie der Einbau eines neuen Kurbelwellensimmerringes.

Neben Andis gut eingerichteter Hobbywerkstätte standen uns das Werkstattbuch von Delius Klasing sowie das Original BMW Werkstatthandbuch (auf CD-Rom) zur Verfügung. Ohne zumindest einem dieser beiden Bücher ist eine Reparatur dieses Ausmaßes nicht empfehlenswert. Das BMW-Handbuch ist etwas knapper dafür aber übersichtlicher gehalten, im Delius Klasing Buch sind alle Arbeitsgänge sowie einige die Arbeit erleichternde Handgriffe detailierter beschrieben.

Um an die Kupplung zu kommen, müssen zuerst Kardan und Getriebe ausgebaut werden, dazu ist das Heck freizulegen und hochzuheben:


Heck unten


Heck oben


Kardan und Getriebe in einem Stück abgebaut


Blick auf das noch unzerlegte Kupplungssystem


Die Kupplung in allen Einzelteilen


Alle Teile der Kupplung abgebaut

Viereinhalb Stunden danach ist alles ausgebaut und der undichte Simmerring freigelegt:


Blick auf die Kurbelwelle mit Simmerring

Für das Aufziehen des Simmerings haben wir uns ein Werkzeug gebaut, auf dem der Simmerring zuerst aufgeschoben wird und dann mit einem weiteren Ring auf die Kurbelwelle geschlagen wird. Vorsichtig natürlich und mit Gummihammer.

Achtung: Es gibt die Kurbelwellensimmerringe in zwei verschiedenen Abmessungen, welcher wirklich verbaut wurde, geht auch aus der Fahrgestellnummer nicht hervor.
Dies bedeutet: Ausbauen, Abmessen und erst dann zum Händler, am Besten mit dem alten Dichtungsring als Muster.

Die Schrauben die die Kupplungsplatten am Kupplungsgehäuse halten, sowie die Schrauben die das Kupplungsgehäuse an der Kurbelwelle halten sind zu erneuern. Die BMW-Werkstätte meinte zwar (da die letztgenannten Schrauben nicht lagernd waren), dass sie diese nie austauschen, meiner Meinung nach müssen diese Schrauben auf jeden Fall getauscht werden, da sie zuerst auf Drehmoment angezogen und dann noch um 30° nachgezogen werden.

Die Kupplungsdruckstange wurde auch gleich erneuert, da sich das Getriebeöl langsam der Stange entlang in Richtung Kupplung gearbeitet hat. Da auch BMW dieses Problem erkannt hat, wurde für die neueren Modelle eine Kupplungsdruckstange mit eingefräster Nut für einen Schmierfilz entwickelt, welche an Stelle der alten Stange eingebaut werden kann.

Der Zusammenbau erfolg klarerweise in umgekehrter Reihenfolge und hat mit der notwendigen Drosselklappensynchronisation ca. fünfeinhalb Stunden gedauert. Macht in Summe ca. 10 Stunden.

Die Kupplung war nach 30.000km genau zur Hälfte abgefahren, d.h., normalerweise sollte sie 60.000km halten, was sich auch mit den Erfahrungen von anderen deckt.

Beim nächsten mal geht's sicher schon schneller ;-)


Externe Links:

 

This page was last updated on: 16.11.2011