Gleich vorweg: Es war ein echt geiles Wochenende mit viel Spaß und perfekter Organisation. Aber schön der Reihe nach. Um beim zweitägigen Endurokurs nicht gleich müde anzufangen, sind wir
bereits am Freitag Nachmittag über Passau nach Hechlingen angereist. Gegen 1800
haben wir dann gleich eine neugierige Geländebesichtigung gemacht indem wir
durch das halb offene Zauntor zielstrebig auf das Gebäude im Zentrum
losmarschiert sind, wo wir sogleich von Helmut, dem wie man auf neudeutsch sagen
würde, "Facility Manager", freundlich und bayrisch empfangen wurden.
Bereitwillig hat er uns vorab den Kursverlauf erklärt und sogar extra für uns
den Schlüssel für die beiden Motorradhangars geholt um uns einen Blick auf die
frisch geputzten und komplettierten (es wurde von fallweisen
Verschleißteilabwürfen berichtet *g*) Motorräder zu ermöglichen. Da haben
sie echt noch frisch und unverbraucht ausgesehen, was sich in den folgenden zwei
Tagen dramatisch ändern sollte. Wir (Andy
W., Michael, und ich)
haben den Kurs allesamt mit Leihmotorrad (R1150GS, bzw. GSA) gebucht was uns
angesichts der geschundenen Ventildeckel bereits zu diesem Zeitpunkt als
richtige Entscheidung erschien. Davon abgesehen, wäre eine An- und Abreise mit
dem eigenen Krad mehr als mühsam gewesen und die Bereifung den auf allen
Leihmaschinen montierten TKC-80 nicht wirklich ebenbürtig gewesen. Eigentlich
fällt mir überhaupt kein sinnvolles Argument für die Zerstörung, ähhh
Verwendung des eigenen Mopeds ein, mehr Argumentationshilfen im Folgenden. Erster Tag:Gegen 0830 sind wir am vom Forellenhof ca. 5 Autominuten entfernten Gelände eingetroffen und haben uns zuerst mal in den gepflegten Garderoben umgezogen. Um Punkt 0900 gab es die offizielle Begrüßung, Vorstellung der Instruktoren und der geplanten Gruppeneinteilung. Folgende drei Gruppen wurden gebildet:
Andy W. wählte die letzte Gruppe, Michael und ich haben uns ziemlich entschlossen und zielstrebig der zweiten Gruppe angeschlossen (was für uns beide auch die absolut richtige Entscheidung war). Damit war der unproduktive Teil auch schon erledigt und wir marschierten zu unseren Motorrädern, die bereits in Reih und Glied aufgestellt und mit Namensschild (des Teilnehmers, nicht des Mopeds!) versehen waren. Nach einer kurzen Unterweisung über die Steh- und Lenkerposition (sitzen
beim Fahren gab es die nächsten zwei Tage nämlich genau nicht) wurde uns noch
gezeigt, wie man eine gefallene Kuh wieder aufrichtet, was ich in den zwei Tagen
auch sieben mal durch entsprechendes "hands on" perfektionieren konnte
;-)
Das gibt teilweise ein sehr, sagen wir mal, ungewohntes Gefühl beim Kurvenfahren... Die nächste Übung war das Fahren einer engen Kurve im Trialstil, d.h. der Körper hängt außen, das Moped innen, gelenkt wird durch entsprechende Belastung der Fußrasten. Slalom und Kreis mit richtiger Blicktechnik. Richtige Blicktechnik vorausgesetzt, kann man mit der schweren Kuh ziemlich enge Kreise und Achter fahren. Vorbelastet durch einen Trialkurs ist mir das ziemlich gut gelungen. Bis zum Mittagessen fuhren wir dann mit dieser neu erlernten Technik durch das große Gelände immer auf und ab, enge Kurven bergauf, wieder durch die Slalomgasse usw. Gemeinsam fuhren wir dann (mit noch ziemlich sauberen Mopeds) zum Mittagessen im Forellenhof und frisch gestärkt wieder retour. Nach dem Essen fuhren wir erst ein paar Aufwärmrunden, bevor wir in der nächsten Übung lernten wie man mit blockierendem Hinterrad bremst, dabei möglichst gerade fährt oder auch gezielt einen Haken schlägt. Dann fuhren wir möglichst lange mit blockierendem Vorderrad und gleichmäßig Gas. Das ist nicht so einfach ... Den Tagesabschluss bildete eine Ausfahrt ins Panzerübungsgelände der naheliegenden Kaserne, wo wir auf den Schotterpisten teilweise (für unsere Begriffe) mal ordentlich Gas gegeben haben und als besonderes Zuckerl die teilweise mit Wasserlacken durchsetzte Erdpiste gefahren sind. So eine Wasserdurchfahrt erzeugt ein ordentliches Zischen auf den Zylindern und die Dampfspur schaut auch echt beeindruckend aus. Die Krönung bildete ein richtiges Schlammloch, das ich aber aus zwei Gründen ausgelassen habe: Erstens habe ich gesehen, wie Michael sich und seine GS gerade noch durch beherztes Öffnen des Gashahnes vor dem Eintauchen durch mehr oder weniger kontrolliertes Befahren des Hanges gerettet hat und zweitens hat es mich bereits beim Einfahrversuch im lehmigen Gelände auf die Pfeife gehaut. Ich deutete dies als ein Zeichen und habe entsprechenden Mut zum Verzicht aufgebracht ;-) Nach der Rückfahrt aus dem Panzergelände haben wir die nun schon ziemlich verdreckten Kräder abgestellt, Uwe, der Mechaniker ist mit einer großen Schachtel, die mit Blinkergläsern gefüllt war, durch die Runde gegangen und hat die offensichtlichsten Verschleißteilverluste kaschiert... Nach dem Duschen im Hotel (ziemlich kaltes Wasser, Punkteabzug!) gab es um 1900 ein gemeinsames Abendessen, bei dem ich jeden meiner Stürze mit einem Bier begossen habe. Wir haben uns dann alle ziemlich bald ins Bett verholt und ich habe ziemlich tief und fest geschlafen. Zweiter Tag:Der Tag begann nach dem Umziehen (rein ins dreckige Gewand, igittigittigitt) mit Frühsport am Gelände zum Auflockern der Muskeln. Untermalt mit passender Musik hüpften wir herum und dehnten die schmerzenden Muskeln, ein genialer Anblick! Dann eine ausgedehnte Aufwärmrunde, bevor wir die nächsten Übung angingen: Befahren einer Auffahrt (mehr oder weniger steil halt), passendes
Gasstossgeben am Anfang (wenn das Hinterrad einfedert), Stehenbleiben im Hang
durch formloses Abwürgen (nix Kupplung) und Abrollenlassen nach unten. Das
haben wir dann auch ausgiebig geübt, wobei ich gleich festgestellt habe, dass
man am Ende der Auffahrt nicht Gasgeben sollte, weil die Kuh ja keine Springkuh
ist und außerdem der aufgeklappte Kinnteil des Helmes - geschlossen hält man
das nicht aus - beim Wiedereintritt auf den festen Boden ziemlich teppert genau
vor die Augen klappt, die Sicht ziemlich rasch gegen Null gehen läßt ;-) Feinster Hechlinger Sand: Erst mal theoretische Unterweisung im richtigen
Durchfahren einer Sanddüne mit praktischen Tipps zum Wiederausgraben eines
festgefahrenen Mopeds. Sehr eindrucksvoll, viele betretene Gesichter. Also wie
geht das? Gerade rein in den Sand, Blick weit nach vorne gerichtet und sobald
Sand unter den Rädern ist Gewicht nach hinten verlagern und: Gaaaaaaaaaaas. Und
zwar richtig, also den Hahn im Einser voll aufgemacht. Wenn da hinten der Hang
nicht wäre.... Dann sind wir noch durch die Waschstraße gefahren und zum Abschluss durch ein Schotterbett. Bei ersterem gilt: langsam einfahren damit die Soße sich nicht über das Windschild bis zum Gesicht hocharbeitet, bei zweiterem gilt: Gaaaaaaaaaaaaaaaas. Das war's dann, ziemlich erschöpft sind wir jetzt zur abschließenden Urkunden- und Leiberlverteilung angetreten.
Fazit:Es waren zwei anstrengende aber sehr sehr spaßige Tage. Bei keinem der
Teilnehmer gab es Verletzungen, das Gruppenniveau hat mir persönlich genau
gepasst, ein Leihmotorrad ist keine falsche Entscheidung. Die gesamte
Organisation und Betreuung ist wirklich gut, die Infrastruktur (Trinkwasser,
Kaffee, Duschen, kaltes Bier) ist vorbildlich, die Instruktoren und der
Platzchef sind sehr nett. Obwohl es am Samstag früh Temperaturen um den
Gefrierpunkt hatte, war uns nicht kalt. Ich würde den Kurs im Sommer nicht
aushalten. Eine alte Jacke hilft, Leiberl zum Wechseln beim Mittagessen wäre
auch nicht schlecht (gewesen). Die Duschen am Gelände sind wärmer als im
Hotel, das Bier genauso kalt. Pläne für einen Kursbesuch zu Ostern 2004 werden bereits geschmiedet! |
This page was last updated on: 15.11.2011 |