Motorrad

Enduropark Hechlingen
12.-13.4.2003

Gleich vorweg: Es war ein echt geiles Wochenende mit viel Spaß und perfekter Organisation. Aber schön der Reihe nach.

Um beim zweitägigen Endurokurs nicht gleich müde anzufangen, sind wir bereits am Freitag Nachmittag über Passau nach Hechlingen angereist. Gegen 1800 haben wir dann gleich eine neugierige Geländebesichtigung gemacht indem wir durch das halb offene Zauntor zielstrebig auf das Gebäude im Zentrum losmarschiert sind, wo wir sogleich von Helmut, dem wie man auf neudeutsch sagen würde, "Facility Manager", freundlich und bayrisch empfangen wurden. Bereitwillig hat er uns vorab den Kursverlauf erklärt und sogar extra für uns den Schlüssel für die beiden Motorradhangars geholt um uns einen Blick auf die frisch geputzten und komplettierten (es wurde von fallweisen Verschleißteilabwürfen berichtet *g*) Motorräder zu ermöglichen. Da haben sie echt noch frisch und unverbraucht ausgesehen, was sich in den folgenden zwei Tagen dramatisch ändern sollte. Wir (Andy W., Michael, und ich) haben den Kurs allesamt mit Leihmotorrad (R1150GS, bzw. GSA) gebucht was uns angesichts der geschundenen Ventildeckel bereits zu diesem Zeitpunkt als richtige Entscheidung erschien. Davon abgesehen, wäre eine An- und Abreise mit dem eigenen Krad mehr als mühsam gewesen und die Bereifung den auf allen Leihmaschinen montierten TKC-80 nicht wirklich ebenbürtig gewesen. Eigentlich fällt mir überhaupt kein sinnvolles Argument für die Zerstörung, ähhh Verwendung des eigenen Mopeds ein, mehr Argumentationshilfen im Folgenden.
Nachdem wir unsere Zimmer im Forellenhof (das inoffizielle Zentrum des BMW-Fahrtechnikkurses) bezogen hatten, haben wir uns erstmal kräftig gestärkt und uns danach auf die (unbeheizten - Punkteabzug!) Zimmer begeben.

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Welcome
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Das Zentrum
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Helmut bei der ersten Führung
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GSA

Erster Tag:

Gegen 0830 sind wir am vom Forellenhof ca. 5 Autominuten entfernten Gelände eingetroffen und haben uns zuerst mal in den gepflegten Garderoben umgezogen. Um Punkt 0900 gab es die offizielle Begrüßung, Vorstellung der Instruktoren und der geplanten Gruppeneinteilung. Folgende drei Gruppen wurden gebildet:

  • 1. Gruppe: Führerscheinneulinge und Fahrer, die noch nie Schotter unter den Rädern gehabt haben.
  • 2. Gruppe: Erfahrene Straßen-Vielfahrer und Fahrer, die ihre Räder schon zumindest kurz auf Schotter hatten.
  • 3. Gruppe: Vorbelastete und motivierte Enduristen.

Andy W. wählte die letzte Gruppe, Michael und ich haben uns ziemlich entschlossen und zielstrebig der zweiten Gruppe angeschlossen (was für uns beide auch die absolut richtige Entscheidung war).

Damit war der unproduktive Teil auch schon erledigt und wir marschierten zu unseren Motorrädern, die bereits in Reih und Glied aufgestellt und mit Namensschild (des Teilnehmers, nicht des Mopeds!) versehen waren.

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F650
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F650
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Muh
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Gleich geht's los
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Outside in
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Instruktorenvorstellung

Nach einer kurzen Unterweisung über die Steh- und Lenkerposition (sitzen beim Fahren gab es die nächsten zwei Tage nämlich genau nicht) wurde uns noch gezeigt, wie man eine gefallene Kuh wieder aufrichtet, was ich in den zwei Tagen auch sieben mal durch entsprechendes "hands on" perfektionieren konnte ;-)
Danach begannen wir mit ein paar Aufwärmrunden, wobei alles probiert wurde, was man im Straßenverkehr unterlassen sollte:

  • Einhändig
  • Am Sitz kniend
  • Beide Beine auf einer Seite (Damensattel)
  • Linkes Beim am rechten Fußraster (und umgekehrt)

Das gibt teilweise ein sehr, sagen wir mal, ungewohntes Gefühl beim Kurvenfahren...

Die nächste Übung war das Fahren einer engen Kurve im Trialstil, d.h. der Körper hängt außen, das Moped innen, gelenkt wird durch entsprechende Belastung der Fußrasten. Slalom und Kreis mit richtiger Blicktechnik. Richtige Blicktechnik vorausgesetzt, kann man mit der schweren Kuh ziemlich enge Kreise und Achter fahren. Vorbelastet durch einen Trialkurs ist mir das ziemlich gut gelungen.

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Kreisfahren mit Blicktechnik
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Kreisfahren mit Blicktechnik
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Übung nur für den Instruktor
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Brummm

Bis zum Mittagessen fuhren wir dann mit dieser neu erlernten Technik durch das große Gelände immer auf und ab, enge Kurven bergauf, wieder durch die Slalomgasse usw.

Gemeinsam fuhren wir dann (mit noch ziemlich sauberen Mopeds) zum Mittagessen im Forellenhof und frisch gestärkt wieder retour.

Nach dem Essen fuhren wir erst ein paar Aufwärmrunden, bevor wir in der nächsten Übung lernten wie man mit blockierendem Hinterrad bremst, dabei möglichst gerade fährt oder auch gezielt einen Haken schlägt. Dann fuhren wir möglichst lange mit blockierendem Vorderrad und gleichmäßig Gas. Das ist nicht so einfach ...

Den Tagesabschluss bildete eine Ausfahrt ins Panzerübungsgelände der naheliegenden Kaserne, wo wir auf den Schotterpisten teilweise (für unsere Begriffe) mal ordentlich Gas gegeben haben und als besonderes Zuckerl die teilweise mit Wasserlacken durchsetzte Erdpiste gefahren sind. So eine Wasserdurchfahrt erzeugt ein ordentliches Zischen auf den Zylindern und die Dampfspur schaut auch echt beeindruckend aus. Die Krönung bildete ein richtiges Schlammloch, das ich aber aus zwei Gründen ausgelassen habe: Erstens habe ich gesehen, wie Michael sich und seine GS gerade noch durch beherztes Öffnen des Gashahnes vor dem Eintauchen durch mehr oder weniger kontrolliertes Befahren des Hanges gerettet hat und zweitens hat es mich bereits beim Einfahrversuch im lehmigen Gelände auf die Pfeife gehaut. Ich deutete dies als ein Zeichen und habe entsprechenden Mut zum Verzicht aufgebracht ;-)

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Panzergelände Anfahrt
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Panzergelände
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Panzergelände
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Panzerstraße
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2 Kühe im Schlammloch
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GS mit Michael im Schlammloch
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Schlammloch
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Schlammloch
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Dreckige Kuh
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Schmutziger Kardan
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Schmutzig
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Kuh und Hirte
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Geschundener Ventildeckel
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Geschundene GS
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Poser Michael

Nach der Rückfahrt aus dem Panzergelände haben wir die nun schon ziemlich verdreckten Kräder abgestellt, Uwe, der Mechaniker ist mit einer großen Schachtel, die mit Blinkergläsern gefüllt war, durch die Runde gegangen und hat die offensichtlichsten Verschleißteilverluste kaschiert...

Nach dem Duschen im Hotel (ziemlich kaltes Wasser, Punkteabzug!) gab es um 1900 ein gemeinsames Abendessen, bei dem ich jeden meiner Stürze mit einem Bier begossen habe. Wir haben uns dann alle ziemlich bald ins Bett verholt und ich habe ziemlich tief und fest geschlafen.

Zweiter Tag:

Der Tag begann nach dem Umziehen (rein ins dreckige Gewand, igittigittigitt) mit Frühsport am Gelände zum Auflockern der Muskeln. Untermalt mit passender Musik hüpften wir herum und dehnten die schmerzenden Muskeln, ein genialer Anblick!

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Turnstunde
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Turnstunde
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Turnstunde
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Turnstunde
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Turnstunde

Dann eine ausgedehnte Aufwärmrunde, bevor wir die nächsten Übung angingen:

Befahren einer Auffahrt (mehr oder weniger steil halt), passendes Gasstossgeben am Anfang (wenn das Hinterrad einfedert), Stehenbleiben im Hang durch formloses Abwürgen (nix Kupplung) und Abrollenlassen nach unten. Das haben wir dann auch ausgiebig geübt, wobei ich gleich festgestellt habe, dass man am Ende der Auffahrt nicht Gasgeben sollte, weil die Kuh ja keine Springkuh ist und außerdem der aufgeklappte Kinnteil des Helmes - geschlossen hält man das nicht aus - beim Wiedereintritt auf den festen Boden ziemlich teppert genau vor die Augen klappt, die Sicht ziemlich rasch gegen Null gehen läßt ;-)
Diese Auffahrten haben wir uns dann in verschieden Steilheitsgraden und verschiedenen Längen gegeben, lt. Werner fährt man sowas mit Magura: Rechts ist das Gas!
Sehr genial ist es, wenn man sobald man oben angelangt ist, gleich eine Kurve fahren soll. Geht aber und macht mächtig Spass. Der Gasstoss ist wichtig, der Gasstoss!
Überhaupt: Beim Bergauffahren durch groben Schotter hilft nur beherztes Drehen am Griff, sonst wird das nix, so wie in der nächsten Übung:

Feinster Hechlinger Sand: Erst mal theoretische Unterweisung im richtigen Durchfahren einer Sanddüne mit praktischen Tipps zum Wiederausgraben eines festgefahrenen Mopeds. Sehr eindrucksvoll, viele betretene Gesichter. Also wie geht das? Gerade rein in den Sand, Blick weit nach vorne gerichtet und sobald Sand unter den Rädern ist Gewicht nach hinten verlagern und: Gaaaaaaaaaaas. Und zwar richtig, also den Hahn im Einser voll aufgemacht. Wenn da hinten der Hang nicht wäre....
Beim ersten Versuch bin ich ca. bis zur Hälfte gekommen, bevor mir die Fuhre rechts rausgeflutscht ist. Aber das musste ich nochmal probieren und beim zweiten mal hat es dann geklappt - Gaaaaaaaaaaaaaaaaas bis zum Ende, Super, leider habe ich dort dann nicht genügend weit nach vorne geschaut (der Hang, der Hang!) und bin dann dort am Schotterbett dezent abgesprungen. Überhaupt: Das Abspringen in engen Situationen habe ich wirklich perfektioniert. Das ist der Vorteil, wenn man nicht versuchen muss, das eigene Moped festzuhalten. Frei nach Düringer: "Loss ma's aus die Gurken, g'heat eh ned mir" .

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Hechlinger Wüste
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Hechlinger Wüste
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Hechlinger Wüste - Aufrichten
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Hechlinger Wüste & Michael Teil 1
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Hechlinger Wüste & Michael Teil 2
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Hechlinger Wüste mit gefallener GS
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Hechlinger Wüste - Gaaas
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Hechlinger Wüste & Andy - Gaaaas
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Wüstenende Teil 1
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Wüstenende Teil 2

Dann sind wir noch durch die Waschstraße gefahren und zum Abschluss durch ein Schotterbett. Bei ersterem gilt: langsam einfahren damit die Soße sich nicht über das Windschild bis zum Gesicht hocharbeitet, bei zweiterem gilt: Gaaaaaaaaaaaaaaaas.

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Waschstraße
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Waschstraße
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Waschstraße

Das war's dann, ziemlich erschöpft sind wir jetzt zur abschließenden Urkunden- und Leiberlverteilung angetreten.

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Müde und zufrieden.

Bier Numero 1
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Andy & Andy
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Leiberl und Urkundenverleihung
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Sonnenschutz
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Frisch geduscht

Fazit:

Es waren zwei anstrengende aber sehr sehr spaßige Tage. Bei keinem der Teilnehmer gab es Verletzungen, das Gruppenniveau hat mir persönlich genau gepasst, ein Leihmotorrad ist keine falsche Entscheidung. Die gesamte Organisation und Betreuung ist wirklich gut, die Infrastruktur (Trinkwasser, Kaffee, Duschen, kaltes Bier) ist vorbildlich, die Instruktoren und der Platzchef sind sehr nett. Obwohl es am Samstag früh Temperaturen um den Gefrierpunkt hatte, war uns nicht kalt. Ich würde den Kurs im Sommer nicht aushalten. Eine alte Jacke hilft, Leiberl zum Wechseln beim Mittagessen wäre auch nicht schlecht (gewesen). Die Duschen am Gelände sind wärmer als im Hotel, das Bier genauso kalt.
Blinker sind Verschleißteile die von Kühen fallweise abgeworfen werden. Eine Kuh ist im Gelände durchaus zu bewegen. Gasgeben hilft.

Pläne für einen Kursbesuch zu Ostern 2004 werden bereits geschmiedet!

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Uwe, der Mechaniker
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Instructor's faces
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Gehen nebem dem Krad
sehr anstrengend
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Poser Andy
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Das Gelände
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Poser Andy
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Steilwandkurve
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Auffahrt
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Auffahrt
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Abfahrt
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Bergen am Hang Teil 1
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Bergen am Hang Teil 2
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Bergen am Hang Teil 3
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Bergen am Hang Teil 3
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Auffahrt
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Michael - noch oben
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Michael - nicht mehr oben
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Aufi aufi Teil 1
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Aufi aufi Teil 2
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Gaaaas
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Gaaaas
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Das Gelände
 

This page was last updated on: 15.11.2011