Südengland

15.8. - 29.8.1998

Diese zweiwöchigen Reise begann mit der Abfahrt um 07.30 nach Calais, wo wir noch in der Nacht mit der Fähre nach Dover übersetzten und um 03.15 ankamen. Nach den bereits zurückgelegten 1456 Kilometern gönnten wir uns am nächsten Tag (besser gesagt noch am gleichen Tag) eine Ruhepause auf einem Campingplatz bei Hastings.

Von dort ging es über Eastbourne nach New Forest, wo wir auf einem absolut naturbelassenen Campingplatz zwei Nächte verbrachten. Die New Forests sind ein ca.37.500ha großes Naturgebiet mit Wald und Heidelandschaft, dass nur von wenigen Straßen durchzogen ist. Im Gebiet selbst gibt es einige riesige Campingplätze, die aufgrund ihrer Lage, ihrem Platzangebot und der eher einfachen Sanitärausstattung ein höchst naturverbundenes Campieren ermöglichen. Durch die Wälder und Campingplätze ziehen wilde Pferde, Esel und Kühe. Die Esel hätten uns doch glatt einmal fast das Abendessen vom Teller gefressen . . .

Von den New Forests ging es weiter über Sidmouth in den Dartmoor Park. In dieser gespenstischen Gegend haben wir mitten im Moor, umgeben von wilden Pferden, auf einem Hügel übernachtet. Auch diese Übernachtung war ein tolles Erlebnis.

Weiter ging es Richtung Westen zum Land's End, das wir bei relativ schlechtem Wetter besuchten, was auch dort eine etwas gespenstische Stimmung hervorgerufen hat.

Vom westlichsten Zipfel Cornwalls fuhren wir Richtung Nordosten in die kleine Ortschaft Tintagel, wo wir auf einem wunderschön gelegenen Campingplatz mit direktem Blick auf's Meer übernachteten.

Von Tintagel fuhren wir über Stonehenge nach Salisbury. Stonehenge selbst ist unspektakulär, muß aber, wenn man schon in der Nähe ist, zumindest einmal im Leben besucht werden.


Stonehenge (im Legoland)

Von Salisbury fuhren wir nach Winchester, wo wir die Kathedrale besuchten und das Grab des im Lied "Cathedral" von Crosby, Stills & Nash besungenen Soldaten suchten.

And now I'm standing on the grave of the soldier that died 1799
And the day he died it was a birthday
And I noticed it was mine ...

Die Gräber bestehen aus im Boden eingelassenen Steinen mit Inschriften; eine in der Kathedrale anwesende Führerin, der meine angestrengte Suche aufgefallen war, hat mich angesprochen, was ich denn so verbissen suche. Auf meine Erklärung, ich wäre auf der Suche nach dem Grab des Soldaten, der 1799 gestorben war, schüttelte sie, nachdem sie noch dreimal fragte, aus welchem Lied ich den Text hätte, den Kopf und fragte zum Abschluß, ob wir aus Schottland wären. Ich war zwar noch nie in Schottland (kommt sicher noch, der Reiseführer liegt schon auf dem Schreibtisch), aber jetzt weiß ich, dass "Austrian English" wie Schottisch klingen muss . . .
Im Mittelgang der Kathedrale wurden wir dann fündig und fotografierten das Grab des Soldaten, der am Geburtstag von Graham Nash (2. Feb. 1942), im Jahr 1799 starb.
Die Suchaktion mag zwar für viele unverständlich sein, für uns, die wir dieses Lied berührend und schön finden, war es allerdings ein wunderschönes Erlebnis.


Das Grab des Soldaten

Weiter ging es an unserem letzten Tag Richtung Windsor, wo wir das Legoland besuchen wollten. Bei der Anfahrt verloren wir mitten auf der Autobahn bei Tempo 100 die Lauffläche des linken hinteren Reifens. Zum Glück blieb die Luft drinnen und ich konnte das Auto relativ sicher auf dem Pannenstreifen abstellen.
Wie bereits erwähnt, ist gute Ausrüstung das halbe Leben, und so wurde der Overall und der Reservereifen (mit dürftigem Luftdruck) hervorgeholt und nach einem 30 minütigen Boxenstop die Fahrt wieder aufgenommen.
Nach dem Besuch des Legolandes machten wir uns am frühen Abend auf den Weg Richtung Dover. Kurz nach London kam dann der nächste Schreck: Die Ursache für das Flattern der Lenkung entpuppte sich entgegen der ersten Annahme nicht als schlechter Straßenbelag, sondern endete mit einem Reifenplatzer rechts vorne. Zwei Reifenpannen an einem Tag ! Da braucht man schon viel Pech, und dummerweise, wenn man Pech hat, ist das Glück auch meistens weg - und so war es.
Der Overall blieb wo er war (das Aufziehen des Reifens ohne Lauffläche erschien mir nicht wirklich sinnvoll . . .), dafür wurde das Handy gezückt und der Pannendienst angerufen. Hier bewährte sich wieder einmal die mustergültige Vorbereitung der Reise, denn im ÖAMTC Touring-Set, das wir glücklicherweise mithatten, sind alle wichtigen Telefonnummern zu finden. Nach kurzer Schilderung meines Problemes wurde ich umgehend mit einer Reifenfirma verbunden (Freitag 19 Uhr!), die nach bereits einer halben Stunde mit einem Pannenfahrzeug anrückte und an Ort und Stelle (!) einen neuen Reifen montierte.
Irgendwie schien wohl die Zeit der etwas "überwuzelten" Winterreifen abgelaufen und wir schworen uns, sofort nach der Rückkehr in die Heimat neue Reifen zu kaufen (was auch umgehend realisiert wurde).
Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h ging es erstmal zur Fähre, dann von Calais bis Dünkirchen, wo wir von 01.30 bis 06.30 auf einer Autobahnraststelle übernachteten und dann auf Heimatkurs gingen. Um 23.00 kamen wir ziemlich geschafft in Kaltenleutgeben an.

Erfahrungen:

Der Linksverkehr in England ist durchaus nach kurzer Zeit beherrschbar, die Einfahrt in den ersten Kreisverkehr (round-about) allerdings ziemlich spannend. Das erste Linksabbiegen an einer Kreuzung mit Gegenverkehr sorgt auch für einen kurzen Adrenalinstoß (man fährt automatisch auf die falsche Straßenseite), nach einem Tag Gewöhnung ist das alles aber unproblematisch.

Die New Forests bieten demjenigen, der auf naturnahes Campieren steht, ein einmaliges Erlebnis und sollten bei einer Tour nach Südengland nicht ausgelassen werden.

Der schönste Zipfel Südenglands ist unserer Meinung nach Cornwall. Dort bekommt man alles bunt gemischt: von rauhen Felsen bei Land's End mit Nebel bis zu Palmen im Landesinneren ist alles zu sehen. Außerdem ist es einfach kitschig grün vom häufig auftretenden Regen.

Achja, eine kurze Beschreibung des Wetters darf bei einem Reisebericht über England nicht fehlen: Die erste Woche war absolut sonnig und regenfrei, in der zweiten Woche war es, wie ein Campingplatzwirt so schön gesagt hat, a little bit mixed . . . Dem ist nichts hinzuzufügen . . . Wer auf Hitze steht, soll in den Süden fahren, ich persönlich trage lieber bei Bedarf eine leichte Jacke; gegen Kälte kann man sich anziehen, aber gegen Hitze hilft nichts . . .

Naja, alte Reifen haben auf einem Auto nichts verloren, zumal sich eine Komplettbestückung des Transits mit nicht einmal 5.000,- Schillingen zu Buche schlägt.


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